Kids’ corner
„Das esse ich nicht, das ist grün!“, sagt mein 4-jähriger Sohn und hebelt langsam, aber gezielt die köstlich gedünsteten, leicht gebutterten Rosenkohlröschen von seinem Teller. Und als sie so über den Tisch rollen, frage ich mich, warum ich mir eigentlich all die Mühe mache.
Ich bin sauer und enttäuscht. Warum sieht er nicht, was für eine erlesene, gesunde und vor allem leckere Köstlichkeit er da vor sich hat?
Vielleicht wird er es eines Tages verstehen, vielleicht auch nicht, aber mit Sicherheit sowieso nicht heute. Ein Plan musste her. Es gab eine Phase, in der ich probiert hatte, ihn bestimmend argumentativ zu überzeugen. Nach dem Motto: „Da wirst du gross und stark von“ oder „Jetzt iss schon oder ich spiele nachher nicht mit dir“. Eine äusserst nervenaufreibende und unpädagogische Angelegenheit. Und irgendwie war mir auch klar: Essen sollte Spass machen, ohne Stress und Zwang. Seit dem Rosenkohl-Vorfall habe ich mich dazu entschlossen, so wenig wie möglich über Essensfragen am Tisch zu kämpfen und lieber in die Trickkiste zu greifen. Genauer gesagt in die Gemüse-weg-Zauberkiste.
Seitdem verstecke ich mein geliebtes Gemüse, wo es nur geht. Ich lass es einfach verschwinden. Es gibt auch Ausnahmen wie zum Beispiel Brokkoli und Karotten, aber das Wegzauber-Konzept funktioniert! Ich verquirle Gemüse in Nudelsaucen und Aufläufen, verstecke es in „Schoko-Muffins“, auch in selbstgemachten Eis-Lollies und Smoothies lässt sich Gemüse hervorragend unentdeckt unterbringen. Ich trickse meine Kinder aus, und das mit Erfolg! Und hoffentlich werden die kleinen Rosenkohl-Verschmäher eines Tages, wenn sie grosse und starke Gesundheitsfanatiker (man muss ja träumen dürfen) geworden sind, Gemüse auch wieder in seiner prachtvollen ganzheitlichen Form zu schätzen wissen.
16-07-2015